Kosten- und flächensparendes Bauen (KFB) Münster

aus: Rainer Karliczek (2015): Münster will nach oben. 50 Jahre Planen und bauen (1965 - 2015). Aschendorff-Verlag, Münster

Zu Beginn der 1980er Jahre herrschte großer Mangel auf dem Wohnungsmarkt. Teile der Kommunalpolitik und - verwaltung rieten , zunächst einmal abzuwarten. Dennoch durften 1984 zwei Stadtplaner nach Hamburg fahren und mit dortigen Kollegen einige neuere Einfamilienhausgebiete und deren Entstehung begutachten. Sie fanden heraus, dass die Flaute auf dem Wohnungsmarkt wohl durch zu hohe Baukosten und Grundstückspreise verursacht worden sein könnte. Nach dem Hamburger Modell könne durchaus etwas dagegen getan werden. Fünf Prinzipien seien aber einzuhalten:

  1. Das Reiheneigenheim soll monatlich nicht mehr kosten als die Mietwohnung, die die Bauherrenfamilie bereits bewohnt.
  2. Die Größe des Baugrundstücks und die Größe der Wohnung werden auf max. 250 qm Grundstück und max. 100 qm Wohnfläche minimiert.
  3. Die Baugrundstücke sollen von der Stadt vergeben und wegen der Vorbildwirkung des Projekts subventioniert werden.
  4. Das Haus soll in Ausbauphasen realisierbar sein (Dachgeschossausbau, Garage, Wintergarten etc. können auch später gebaut werden).
  5. Das Wichtigste für das Gelingen des Gesamtvorhabens ist ein kombinierter Planungs- und Bauwettbewerb. Arbeitsgemeinschaften aus Architekten (die die Planung liefern) und Bauunternehnlen (die eine Festpreisgarantie übernehnlen) geben ein Gebot ab, an das sie sich bis zur Schlüsselübergabe des fertigen Hauses halten müssen. Eine Jury wählt die besten Angebote aus. Anschließend können sich Bauwillige sofort um Teilnahnle am Modellvorhaben bewerben.

Wenige Wochen nach der Harnburgreise konnte man am 13. November 1984 in den Westfälischen Nachrichten unter der Überschrift „Modellversuch: Häuser im Grünen, Stadt plant preisgünstige Eigenheime'' lesen:

„Auch für diejenigen Familien, die angesichts ihres geringen Einkommens bisher nicht im entferntesten daran denken konnten, ein Eigenheim zu bauen, rückt der Traum von Häuschen im Grünen nun in greifbare Nähe. Die Stadt Münster will jetzt eine Marktlücke schließen und Reihenhäuser mit 80 bis 100 qm Wohnfläche und einem kleinen Garten zu einem Gesamtpreis einschließlich Grundstück von höchstens 250 000 DM anbieten. Das erste Modell dieser Art in der Westfalenmetropole soll seinen Standort in Mecklenbeck erhalten unmittelbar angrenzend an die Mecklenbecker Straße. Auf einem rund 6 ha großen Grundstück, das zur Zeit noch landwirtschaftlich genutzt wird, sollen insgesamt 240 Eigenheime entstehen. [An einem Wettbewerb nehmen] neun Arbeitsgemeinschaften von Architekten und Bauunternehmen mit der Auflage [teil], die Einfamilienhäuser zu Festpreisen zu entwickeln. Ausgehend von einem Kernhaus für 155 000 Mark soll das Normalhaus für 185 000 Mark für eine 4-5 köpfige Familie entwickelt werden. Einschließlich der Grundstücks- und Erschließungskosten - geschätzt werden derzeit rund 250 Mark je Quadratmeter - kostet ein Kernhaus dann rund 225 000 Mark, ein Normalhaus ca. 260 000 Mark. Bei den Häusern in Mecklenbeck - so die Stadtverwaltung - könne mit einer monatlichen Belastung zwischen 550 und 750 Mark gerechnet werden. (Westfälische Nachrichten vom 13.11.1984.)

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Für die Umsetzung der Planungen gab es mehr Bewerbungen als Häuser, die dann von 1985 bis 1988 gebaut wurden. Eine Kostenexplosion fand nicht statt. (Zum Gesamtprojekt: Holger Mönikes: Kosten- und flächensparendes Bauen am Beispiel Münster-Mecklenbeck ,Am Dill'. Unveröffentlichte Diplomarbeit, Münster 2000.)

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