Albert Einstein (1911): Die Relativitäts-Theorie. In: Naturforschende Gesellschaft, Zürich, Vierteljahresschrift. 56, S. 1–14 (S. 12).
Am drolligsten wird die Sache, wenn man sich folgendes ausgeführt
denkt: man gibt dieser Uhr eine sehr grosse Geschwindigkeit (nahezu gleich c) und lässt sie in gleichförmiger Bewegung weiterfliegen und gibt die dann, nachdem sie eine grosse Strecke durchflogen
hat, einen Impuls in entgegengesetzter Richtung, so dass sie
wieder an die Ursprungsstelle, von der sie abgeschleudert worden
ist, zurückkommt. Es stellt sich dann heraus, dass sich die Zeigerstellung
dieser Uhr, während ihrer ganzen Reise, fast nicht geändert
hat, während eine unterdessen am Orte des Abschleuderns in ruhendem
Zustand verbliebene Uhr von genau gleicher Beschaffenheit ihre
Zeigerstellung sehr wesentlich geändert hat. Man muss hinzufügen,
dass das, was für diese Uhr gilt, welche wir als einen einfachen
Repräsentanten alles physikalischen Geschehens eingeführt haben,
auch gilt für ein in sich abgeschlossenes physikalisches System
irgendwelcher anderer Beschaffenheit. Wenn wir z. B. einen lebenden
Organismus in eine Schachtel hineinbrächten und ihn dieselbe Hin- und
Herbewegung ausführen Hessen wie vorher die Uhr, so könnte man
es erreichen, dass dieser Organismus nach einem beliebig langen
Fluge beliebig wenig geändert wieder an seinen ursprünglichen Ort
zurückkehrt, während ganz entsprechend beschaffene Organismen,
welche an den ursprünglichen Orten ruhend geblieben sind, bereits
längst neuen Generationen Platz gemacht haben. Für den bewegten
Organismus war die lange Zeit der Reise nur ein Augenblick, falls
die Bewegung annähernd mit Lichtgeschwindigkeit erfolgte! Dies
ist eine unabweisbare Konsequenz der von uns zugrunde gelegten
Prinzipien, die die Erfahrung uns aufdrängt.